Wenn die Maschine entscheidet – „Effizienz um jeden Preis?“

Wer Games liebt, denkt an epische Abenteuer wie „Final Fantasy“, nicht an Fehlerprotokolle. Doch Qualitätssicherung ist der unsichtbare Held jeder Veröffentlichung. Nun will Square Enix diese Grundfeste neu erfinden. Laut dem aktuellen Fortschrittsbericht zum Mid-Term Business Plan sollen bis Ende 2027 rund 70 % aller QA-Tests automatisiert und von generativer KI übernommen werden – entwickelt gemeinsam mit einem Forschungs­team der Universität Tokio.

Ziel ist eine dramatische Steigerung der Effizienz. „Wir wollen uns einen Wettbewerbsvorteil verschaffen“, heißt es aus Tokio. Die KI soll Bugs erkennen, analysieren und sogar Verbesserungsvorschläge liefern. Doch in der Community wächst die Sorge: Kann eine Maschine dieselbe Sorgfalt aufbringen wie Menschen, die verstehen, wie sich ein Spiel anfühlen muss?

Square Enix ist mit Tech-Experimenten kein Neuling. Blockchain-Projekte wie „Symbogenesis“ oder Metaverse-Ideen gingen jedoch oft am Publikum vorbei. Jetzt setzt CEO Takashi Kiryu alles auf KI – und kündigte bereits 2024 an, „aggressiv bei der Anwendung von KI“ vorzugehen. Die Marschrichtung ist klar: weniger Handarbeit, mehr Algorithmus.

Vom Testlabor in die Zukunft – Chance oder Kontrollverlust?

Die Partnerschaft mit dem Matsuo-Iwasawa-Labor ist ein Prestigeprojekt. Das Institut möchte ein „Ökosystem wie im Silicon Valley“ aufbauen und sucht aktiv nach Industriekontakten. Für Square Enix könnte das ein Boost im internationalen Wettbewerb sein, besonders wenn Tests schneller und billiger werden als bei westlichen Studios.

Erfahrungen gibt es bereits: Beim bunten Shooter „Foamstars“ half generative Technologie in Teilen der Testphase. Das Spiel war aber kein großer Erfolg – Updates wurden früh eingestellt. Kritiker zweifeln deshalb, ob Automatisierung wirklich kreative Qualität rettet oder am Ende sogar mindert.

Und noch eine Frage bleibt: Was passiert mit QA-Teams, die jahrelang Herzblut in stabile Spiele gesteckt haben? Werden Menschen künftig nur noch die Fehler kontrollieren, die die KI übersieht?
Fest steht: Dieser Umbau verändert nicht nur Arbeitsprozesse, sondern auch die Seele von Gaming. Wenn Square Enix richtig liegt, erleben Spieler bald reibungslosere Abenteuer. Falls nicht, könnte aus dem technischen Fortschritt ein Risiko werden, das niemand wollte.