„Eine Revolution wie 2D zu 3D“ – Doch was bedeutet das eigentlich?

In der Gamesbranche gibt es immer wieder Momente, in denen ein Trend plötzlich zur angeblichen Zeitenwende erklärt wird. Der aktuelle Kandidat: generative KI. Ubisoft-Chef Yves Guillemot legte nun einen besonders großen Vergleich auf den Tisch. Auf einer Investorenkonferenz sagte er, der KI-Einsatz sei „eine ebenso gewaltige Zäsur wie einst der Wechsel von 2D zu 3D“. Eine Aussage, die für Enthusiasmus und Stirnrunzeln gleichermaßen sorgt.

play-rounded-fill

Laut Guillemot setzt Ubisoft KI inzwischen nicht nur in einzelnen Teams ein, sondern über die gesamte Produktion hinweg – von Animationen über Programmierung bis hin zu den viel diskutierten Neo-NPCs, die spontan und reaktionsschnell mit Spielern sprechen sollen. Die Technologie soll Dialoge erzeugen, dynamische Gespräche ermöglichen und die Welten lebendiger machen. Doch bislang überzeugten die Demonstrationen eher als technischer Ausblick denn als fertiges Feature. Eurogamer kommentierte sinngemäß, KI sei hier „ein Werkzeug, das zuerst existiert und dessen Nutzen erst noch gefunden werden müsse“.

Hinzu kommt: Die Fans reagieren empfindlicher, als Ubisoft es offenbar erwartet hat. Als in „Anno 117: Pax Romana“ ein KI-generierter Ladebildschirm auftauchte, musste das Studio sich öffentlich entschuldigen. Statt Aufbruchsstimmung stand plötzlich die Frage im Raum, ob man hier wirklich Innovation vorantreibt oder eher ein Stück Imagepflege betreibt.

Kapitel 2: Fortschritt oder Fehlzündung? Warum der Kurs für Unruhe sorgt

Guillemots neuer Tonfall markiert eine interessante Kehrtwende. Noch vor Kurzem bezeichnete der Ubisoft-Chef KI als „eine weitere Technologie, die man einfach ausprobieren müsse“. Heute klingt es nach einer Vision, die das gesamte Unternehmen umkrempeln soll. Für Beobachter stellt sich deshalb die Frage: Steht Ubisoft tatsächlich vor einem klar definierten Paradigmenwechsel, oder folgt man vor allem einem Trend, den andere Studios ebenfalls lautstark propagieren?

Entwickler weltweit experimentieren mittlerweile mit generativen Tools. Sie können Dialogentwürfe erstellen, Animationen testen oder Fehler finden. Doch je stärker eine KI in kreative Abläufe eingreift, desto größer wird die Sorge, dass künstlerische Handschrift verloren geht. Viele Spieler fragen sich zudem, ob KI am Ende wirklich die Spielqualität hebt – oder nur den Produktionsprozess beschleunigt und somit Kosten spart.

Fest steht: Der Einsatz generativer KI wird Ubisoft dauerhaft prägen. Ob der „große Umbruch“ wirklich so monumental ausfällt wie der Wechsel zu 3D, entscheidet sich allerdings erst dann, wenn die Technologie im fertigen Spiel nicht wie ein Fremdkörper wirkt, sondern echten Mehrwert liefert. Bis dahin bleibt ein Satz aus Guillemots Vortrag besonders hängen: „Wir stehen erst am Anfang.“

Weitere Beiträge

NEWS
PCPLAYSTATIONXBOX

Kein Silksong 2? – Warum Team Cherry einen völlig anderen Weg gehen will

NEWS
PCPLAYSTATIONXBOX

Bis zu 70 % KI-Tests: ‚Aggressiv bei der Anwendung von KI‘ – Square Enix wagt den radikalen Umbruch

NEWS
PCPLAYSTATIONXBOX

„GTA 6 verschoben: ‚Wir brauchen mehr Zeit‘ – warum das Warten jetzt noch länger dauert“

NEWS
Quelle: Business Wire, Header Grafik zu GTA VI
PCPLAYSTATIONXBOX

„Es war halb fertig… und dann starb es“ – Die verlorene GTA-5-Story, über die Rockstar nie sprechen wollte

NEWS
PCPLAYSTATIONXBOXTECH & TESTS

„China wird das KI-Rennen gewinnen“ – Warum Nvidia-Chef Jensen Huang den USA einen Weckruf verpasst