
„Wir dürfen die Vielfalt nicht verlieren“ – Ein Weckruf aus der Branche
Meghan Morgan Juinio, einst Co-Chefin des „God of War“-Studios Sony Santa Monica, richtet deutliche Worte an die großen Publisher. In einem Gespräch mit Game Developer kritisierte sie die wachsende Einseitigkeit der Branche: Immer mehr Geld fließe in gigantische Blockbuster-Projekte, während kleinere, kreative Ideen im Schatten bleiben. „Die Konzentration auf Triple-A ist riskant“, so Juinio. „Wenn wir Innovation opfern, um nur noch auf Sicherheit zu setzen, schneiden wir uns selbst die Flügel ab.“
Sie warnt, dass die Spieleindustrie damit ihre größte Stärke verliert – den Mut zum Experiment. Statt ausschließlich auf milliardenschwere Prestigeprojekte zu setzen, brauche es wieder mehr Raum für Double-A- und sogar Single-A-Produktionen. Diese kleineren Titel seien laut Juinio oft flexibler, schneller umgesetzt und sprühten vor Ideen, die neue Zielgruppen ansprechen. Große Budgets hingegen könnten Studios in wirtschaftliche Abhängigkeiten treiben, die langfristig Kreativität ersticken.
„Etwas Neues wird entstehen“ – Zwischen Krise und Hoffnung
Ihre Worte treffen einen Nerv: In den vergangenen Monaten erschütterten Entlassungen und Studio-Schließungen selbst Branchenriesen wie Microsoft, EA oder Embracer. Während einige Großtitel wie „Baldur’s Gate 3“ oder „Helldivers 2“ Rekorde feiern, scheiterten andere Mega-Projekte krachend an den eigenen Erwartungen. Gleichzeitig beweisen kleine Produktionen wie „Split Fiction“, dass auch Mut zur Nische Millionen begeistern kann.
Juinio sieht darin ein klares Zeichen des Wandels: „Ich glaube nicht, dass wir zu den Spielen zurückkehren, die wir vor fünf Jahren gemacht haben. Etwas Neues wird entstehen.“ Sie vertraut auf die Schaffenskraft der Entwicklerinnen und Entwickler, selbst wenn sich Strukturen verändern. AAA sei nicht das Problem – das Ungleichgewicht sei es. Nur wer beides fördert, Großes und Kleines, könne langfristig überleben.
Ein Satz fasst ihren Appell perfekt zusammen: „Größe ist kein Garant für Qualität – aber Vielfalt ist die einzige Garantie für Zukunft.“ Die Branche steht vor der Wahl, ob sie weiterhin den teuersten Spielen hinterherjagt – oder endlich wieder den Mut findet, Neues zu wagen.

