
„Americana oder nichts“ – Was GTA wirklich ausmacht
Wenn über Videospiele gesprochen wird, die unsere Vorstellung offener Welten geprägt haben, fällt ein Name fast immer zuerst: „Grand Theft Auto“. Die Reihe hat Metropolen erschaffen, die an New York, Los Angeles oder Miami erinnern, und sie mit scharfer Satire auf die amerikanische Gesellschaft aufgeladen. Genau hier liegt laut Rockstar-Mitbegründer Dan Houser der entscheidende Punkt.
In einem Gespräch mit Podcaster Lex Fridman erklärte Houser sehr deutlich, dass GTA nicht einfach nur ein Gangster-Sandbox-Spiel sei. Es sei vielmehr eine „Karikatur der USA“, erschaffen von Menschen, die das Land beobachten und überzeichnen. Houser selbst und sein Bruder Sam, beide Briten, hätten immer den Blick von außen genutzt. Amerika ist dabei nicht einfach ein Schauplatz. Es ist das Thema.
Denn die „großen Städte mit ihren überdrehten Figuren, den überdimensionierten Träumen und dem ganz normalen Wahnsinn“ seien nur in den USA in dieser Form glaubwürdig darzustellen. Dazu kommt die Waffenfrage: In vielen anderen Ländern müsste Rockstar erst aufwendig erklären, warum so selbstverständlich geschossen wird.
Ein GTA in Tokio? In Rio? In Berlin? Für Houser wäre es nicht dasselbe Spiel.
Der Ausnahmefall London – und warum er einer bleibt
Ja, einmal hat Rockstar es gewagt: „GTA: London 1969“ war ein kleiner Ausflug in ein anderes Land. Heute gilt die Erweiterung eher als charmantes Relikt einer frühen Phase. Und genau dort werde dieser Ausreißer auch bleiben – zumindest vorerst.
Houser machte im Interview deutlich, dass Fans weltweit zwar gern eine neue Kultur durch GTA-Gläser sehen würden. Doch die Serie lebt von den Gegensätzen amerikanischer Realität. Durchgeknallte Influencer, sonnendurchglühte Strände voller Bodybuilder, gleichzeitig Armut, Gewalt und Größenwahn – wie „GTA 5“ es in Kalifornien zelebriert. Die kommenden Trailer zu „GTA 6“ zeigen deutlich, dass Rockstar diesen Ansatz nicht aufgeben möchte.
Oder wie Houser es sinngemäß formuliert: Amerika sei der Motor, ohne den GTA nicht fahren könne.
Und so bleibt der Traum von „GTA: Paris“ oder „GTA: Tokyo“ wohl vorerst ein Traum – einer, der aber gleichzeitig zeigt, wie sehr sich die Welt nach Rockstars Chaos-Seifenoper sehnt.

