
„Ein schwarzer Assassine gegen den Ku-Klux-Klan“ – Doch Ubisoft drückt den Stopp-Knopf
Es hätte eines der gewagtesten Kapitel der Reihe werden können: Ein „Assassin’s Creed“, das den Spieler mitten in die Wirren des amerikanischen Bürgerkriegs und der darauffolgenden Reconstruction-Ära versetzt – mit einem schwarzen Hauptcharakter, der einst versklavt war und sich nach seiner Befreiung der Bruderschaft der Assassinen anschließt. Sein Gegner: der aufkeimende Ku-Klux-Klan.
Doch wie das Branchenmagazin Game File berichtet, wurde das Projekt 2024 intern auf Eis gelegt. Fünf aktuelle und ehemalige Ubisoft-Mitarbeiter erklärten anonym, dass die Entwicklung in der Konzeptphase gestoppt wurde – angeblich wegen zweier Gründe: dem massiven Shitstorm rund um die Enthüllung des schwarzen Samurai Yasuke in „Assassin’s Creed Shadows“ und den angespannten politischen Zuständen in den USA. Ein Insider formulierte es drastisch: „Zu politisch in einem zu instabilen Land – um es kurz zu machen.“
Geplant war ein düsteres, historisch tief verankertes Spiel, das sich mit den Folgen der Sklaverei, Rassismus und dem Wiederaufbau Amerikas nach dem Krieg beschäftigt. Viele Entwickler sollen begeistert gewesen sein – sie sahen in dem Projekt laut Bericht „eine Chance, wirklich etwas Bedeutendes zu schaffen“. Doch in der Chefetage wuchs offenbar die Sorge, ein solches Thema könnte zu heikle Reaktionen hervorrufen.
„Unsere Spiele sollen niemanden provozieren“ – Der Rückzug einer großen Marke
Ubisoft-CEO Yves Guillemot erklärte bereits im Herbst 2024, man wolle „keine spezifische Agenda verfolgen“. Die Spiele sollten für „alle Fans genießbar“ sein – ein Satz, der intern für Frust sorgte. Denn viele Entwickler wünschen sich, dass Games endlich den Mut finden, komplexe Geschichten über Macht, Diskriminierung und Identität zu erzählen.
Tatsächlich war das geplante Spiel ein Bruch mit Ubisofts üblicher Linie, sich politisch neutral zu geben – eine Haltung, die seit „Far Cry 5“ immer wieder für Kritik sorgt. Der US-Bürgerkrieg, die Abschaffung der Sklaverei und der Aufstieg des weißen Terrors hätten sich schlicht nicht „unpolitisch“ erzählen lassen.
Neben der Angst vor Kontroversen sollen auch wirtschaftliche Gründe eine Rolle gespielt haben: Nach mehreren Flops und einem schwierigen Geschäftsjahr habe man sich keine riskanten Projekte mehr leisten wollen. „Vor fünf Jahren hätte Ubisoft dieses Spiel gemacht“, sagte eine Quelle. „Heute nicht mehr.“
Ob der Titel eines Tages doch noch erscheint, bleibt ungewiss. Doch eines ist klar: In einer Zeit, in der Geschichte, Rassismus und Identität erneut die Gesellschaft spalten, hätte dieses Spiel weit mehr sein können als nur ein weiteres Kapitel in der „Assassin’s Creed“-Reihe – es hätte ein Statement sein können.

