
Vom Gerücht zur Milliarden-Realität
Noch am Wochenende galten die Spekulationen über einen möglichen Verkauf von Electronic Arts als kaum greifbar – nun herrscht Gewissheit. Der traditionsreiche Publisher, bekannt für Reihen wie Battlefield, Apex Legends und EA Sports FC, geht für rund 55 Milliarden Dollar an ein Konsortium. Angeführt wird die Gruppe vom saudischen Staatsfonds Public Investment Fund, der Beteiligungsgesellschaft Silver Lake sowie Jared Kushners Investmentfirma Affinity Partners.
Das Geschäft läuft komplett in bar ab und umfasst auch die Übernahme aller ausstehenden Anteile. Damit verlässt EA nach 35 Jahren endgültig die Börse und kehrt in den Status eines privaten Unternehmens zurück. CEO Andrew Wilson bleibt im Amt und betonte im offiziellen Statement, dass das Studio weiterhin in Redwood City, Kalifornien, ansässig bleibt.
Der Deal setzt sich aus einem Eigenkapitalanteil von rund 36 Milliarden Dollar und Fremdfinanzierungen in Höhe von 20 Milliarden Dollar zusammen, abgesichert durch JPMorgan Chase. Sollte die Zustimmung der Kartellbehörden erfolgen, rechnet man mit einem Abschluss im ersten Quartal 2027. Bis dahin bleibt unklar, welche direkten Auswirkungen die neue Eigentümerstruktur auf Mitarbeiter und Studios haben wird.
Doch die Hintergründe des Verkaufs reichen tiefer. Beobachter sehen den Einstieg des saudischen Staatsfonds als Teil einer größeren Strategie: Mit der „Vision 2030“ versucht das Königreich, seine Abhängigkeit vom Öl zu verringern und in globale Zukunftsbranchen einzusteigen – darunter Gaming und E-Sports.
Machtwechsel mit Sprengkraft
Die Übernahme wirft brisante Fragen auf, denn das Konsortium ist kein unbeschriebenes Blatt. Der Public Investment Fund steht wegen Menschenrechtsverletzungen und sogenanntem „Sportswashing“ massiv in der Kritik. Schon zuvor investierte er Milliarden in E-Sports-Veranstaltungen, Spieleentwickler und sogar in exklusive Inhalte wie eine „Assassin’s Creed“-Erweiterung mit historischem Bezug zu Saudi-Arabien.
Auch die anderen Player sind nicht ohne Kontroversen: Silver Lake gilt als aggressiver Investor mit Vergangenheit bei Skype, Unity und Dell. Jared Kushners Affinity Partners wiederum finanziert sich zu großen Teilen durch saudisches Kapital – ein Umstand, der auch in den USA regelmäßig Debatten über politische Einflussnahme auslöste.
Für die Spielewelt bedeutet der Kauf ein weiteres Kapitel der laufenden Konzentration. Erst im vergangenen Jahr schluckte Microsoft Activision-Blizzard, während Tencent seine Beteiligungen in nahezu allen großen Studios stetig ausbaut. Nun verschwindet mit EA ein weiteres Schwergewicht vom Aktienmarkt.
Spieler und Angestellte fragen sich, welche Folgen der Deal für Kreativität und Arbeitsbedingungen bringt. Offiziell äußert sich EA dazu bislang nicht. Hinter den Kulissen befürchten Branchenkenner jedoch Sparmaßnahmen und Umstrukturierungen – ein Szenario, das auch in der Vergangenheit nach großen Übernahmen oft Realität wurde. Ob sich EA künftig stärker nach den Interessen seiner Investoren richtet oder tatsächlich neue Chancen für Innovation entstehen, bleibt vorerst offen.

