
Amazon wagt sich an ein weiteres Game-Franchise – diesmal trifft es den grimmigen Halbgott Kratos aus God of War. Das Projekt, das seit 2022 in Zusammenarbeit mit Sony Santa Monica entwickelt wird, soll sich eng an die Vorlage halten. Für Fans des Spiels klang das zunächst wie Musik in den Ohren. Doch dann folgte ein überraschendes Detail: Der verantwortliche Showrunner spielt selbst keine Videospiele.
Ein Serienprofi ohne Controller-Erfahrung
Ronald D. Moore, bekannt durch Serien wie Battlestar Galactica oder Outlander, hat sich mit seiner Fähigkeit bewiesen, komplexe Welten glaubhaft auf den Bildschirm zu bringen. Doch ausgerechnet beim Einstieg in das „God of War“-Universum griff er nicht zum Gamepad. Stattdessen ließ er sich ausschließlich durch die filmisch inszenierten Zwischensequenzen des Spiels führen.
Seine Herangehensweise ist eher cineastisch als spielerisch. Moore wollte die Erzählstruktur und emotionale Tiefe der Geschichte begreifen – nicht die Kampfmechaniken. Auch wenn er kurz versuchte, das Spiel selbst zu spielen, fehlte ihm nach eigenen Angaben schlicht das nötige Gefühl in den Fingern. Während andere in Bosskämpfen aufgehen, kämpfte er mit den Tastenbelegungen.
Was für einige wie ein Makel klingt, könnte auch ein Vorteil sein. Denn Moore nähert sich dem Stoff wie ein neutraler Beobachter – mit unvoreingenommenem Blick auf die Charakterentwicklung, den Vater-Sohn-Konflikt und das nordische Setting. Genau das könnte der Serie neue erzählerische Nuancen verleihen.
Warum trotzdem Hoffnung auf ein Meisterwerk besteht
Was Moore beim Gameplay fehlt, gleicht er durch Leidenschaft fürs Geschichtenerzählen aus. Nachdem er sämtliche Cutscenes durchgearbeitet hatte, erkannte er schnell, welches Potenzial in God of War steckt. Die tiefe emotionale Verbindung zwischen Kratos und seinem Sohn Atreus beeindruckte ihn stärker als die epischen Kämpfe.
Der Mythos rund um göttliche Flüche, kaputte Familienbande und monströse Gegner faszinierte ihn – nicht als Gamer, sondern als Erzähler. Besonders reizte ihn die Idee, eine Welt zu adaptieren, die Millionen Menschen bewegt hat, obwohl er selbst nicht aus diesem Medium stammt.
Auch wenn Moore nie ein eingefleischter Spieler war, kennt er sich in der Popkultur bestens aus. In Interviews betonte er, dass er in seiner Jugend gerne Arcade-Spiele gespielt hat – also gänzlich fremd ist ihm die Gamingwelt nicht.
Letztlich zählt für eine gelungene Serie nicht, wie gut jemand zocken kann, sondern wie stark er die Essenz eines Stoffes versteht. Und Moore scheint genau diese Essenz – Schmerz, Wut, Liebe – tief verinnerlicht zu haben. Die Fans dürfen also vorsichtig optimistisch sein.

